Ein Rückblick
Im Oktober bin ich mit der MS Finnmarken ans Nordkap gereist und möchte nun über meine Eindrücke berichten. Bemerkenswert an dieser Reise sind die langen Liegezeiten in den ausgewählten Häfen. Auch wenn man einen Ausflug gebucht hatte, bleibt immer noch Zeit auf eigene Faust den Ort zu erkunden. Neben den klassischen Hurtigrutenhäfen wurden einige spannende Ortschaften angelaufen, die ich endlich einmal kennenlernen konnte. Dorle
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03.10.25 | Hamburg
Pünktlich um 18:00 Uhr stach die MS Finnmarken in Hamburg in See – allen Sturmwarnungen zum Trotz!
Ich war etwas nervös, hatte schon seit Tagen www.windy.com konsultiert, überlegt, ob es überhaupt richtig sei, an Bord zu gehen, uns noch vorsorglich mit Reisetabletten eingedeckt und dann konnten wir einfach nicht widerstehen: Die Vorfreude auf eine Reise mit Hurtigruten war einfach zu groß!
Schiff ahoi – gutes Essen am Abend, dann noch schnell für die Nacht präpariert, und so konnten wir ruhig schlafen, Sturm Amy im Anmarsch …
Foto: Philipp Hesse | Hurtigruten Fotograf
04.10.25 | Auf der Nordsee
Amy tat ihr Bestes, hat uns ordentlich durchgeschüttelt. Vormittags war es sonnig und windig auf dem Außendeck – herrlich – zum Nachmittag verschärfte sich die Lage dann aber, sodass unser wunderbarer Kapitän Kenneth ordentlich „Gas gab“, sodass wir 11 Stunden früher als geplant, den sicheren Hafen in Stavanger erreichten.
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04.10. – 05.10.25 | Stavanger
23:00 – 13:00 Uhr | Liegezeit (Nacht im Hafen)
Dank Sturm Amy konnten wir schon am Abend einen schönen Spaziergang durch die Altstadt „Gamle Stavanger“ machen … Am nächsten Morgen sahen wir dann, dass am Hafenbecken Sandsäcke bereit lagen, falls das Wasser steigen würde (zum Einsatz kamen sie zum Glück nicht). Stavanger ist eine hübsche Stadt mit frischer Brise und Möwenrufen. Hier lässt es sich wunderbar spazieren, das Ölmuseum arbeitet die Geschichte und die Beziehung der Stadt zu Norwegens Ölfund in den 1970er Jahren interessant auf.
Foto: Philipp Hesse | Hurtigruten Fotograf
06.10.25 | Ålesund
11:00 – 15:00 Uhr | Liegezeit
Die schmucke Jugendstilstadt Ålesund empfing uns leider etwas verhangen und nieselig. So war es ganz gut, dass wir erst einmal einen geführten Stadtrundgang gebucht hatten. Denn sonst hätten wir es uns vielleicht einfach schon am Vormittag an Bord gemütlich gemacht. Die kleinen Jugendstilornamente und architektonischen Besonderheiten sind ohne fachliches Wissen kaum zu erkennen, aber so wurde unser Blick hier und dorthin gelenkt. Nach Ende des Rundganges kam dann auch endlich noch ein wenig die Sonne heraus und wir sind auf den Hausberg Aksla spaziert. Über 418 Treppen geht es in Schlangenlinien den Berg hinauf um den berühmten Ausblick über die Stadt zu erhaschen. Toll!
Wer denkt, wir hätten nun das Mittagessen versäumt, sei eines Besseren belehrt: Die Brasserie Aaran hat ab 12:00 Uhr geöffnet und serviert sehr köstliche Gerichte außerhalb der festen Essenszeiten im Hauptrestaurant. Auch das ist inklusive!
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07.10.25 | Rørvik
08:00 – 12:00 Uhr | Liegezeit
So kleine Orte wie Rørvik geben sich ordentlich Mühe, wenn die MS Finnmarken zu Besuch kommt. In hübschen alten Speicherhäusern hatte man uns einen Handwerksmarkt bereitet und Kaffee und Waffeln im Angebot. Das örtliche Stadtmuseum hat allerei Kuriositäten zu bestaunen, von alten Töpfen über undefinierbare Maschinen bis hin zu historisch wertvollen Zeitschriften. Im modernen Küstenmuseum erfährt man viel über das Leben, vom Fischfang und die Unterwasserwelt.
Erstaunlich ist die hochmoderne Kirche, die über dem Ort thront. Bei meinem letzten Spaziergang durch Rørvik stand hier noch eine weiße Holzkirche, die allerdings durch einen Lausbubenstreich (wenn man das in diesem Zusammenhang überhaupt so nennen darf) nierdergebrannt ist.
Am Abend war es dann soweit: Wir überquerten den nördlichen Polarkreis und fast gleichzeitig flackerte über dem kleine Globus, der diese imaginäre Linie auf 66° 33′ 55″ kennzeichnet, unser erstes Nordlicht.
Foto: Philipp Hesse | Hurtigruten Fotograf
08.10.25 | Lofoten & Vesterålen
08:00 – 13:00 Uhr | Liegezeit in Svolvær
Irgendwo auf dieser Homepage steht, die Lofoten seien eine Herzenssache … und fürwahr! Immer, wenn ich mit dem Schiff in den Hafen Svolværs einlaufe, geht mir das Herz auf. Die Seemannsfrau begrüßt uns am Hafeneingang, ich muss schmunzeln, denn wieder sitzt ihr eine Möwe auf dem Kopf. Ich halte Ausschau, ob man hinten auf dem Berg die Svolværgeita erkennen kann, und ja: Dort sieht man die „Svolvær-Ziege“: zwei wie Ziegenhörner geformte Felsen auf 580m Höhe. Wagemutige Bergsteiger erklimmen diesen Doppelfelsen und springen dann von einem Horn zum anderen. Der Abstand beträgt 1,5m – verrückt.
Wir haben zeitig gefrühstückt um den Vormittag komplett an Land verbringen zu können. Zunächst haben wir die kleine Insel Svinøya erkundet und sind bis ans Ende der Mole zur Seemannsfrau gelaufen. Die Möwe war inzwischen verschwunden. Herrliche Luft, hinter jeder Kurve ein stimmungsvoller Ausblick auf das Meer. Hier kann kann sich auch in den kleinen hübschen Fischerhütten einmieten!!
Auf dem Rückweg haben wir dann die kleine Kunstmeile Svolværs hinter der Kirche entdeckt und waren dann noch in einem sehr netten Geschäft shoppen. Der Herrenausstatter „Bremnes von 1937“ … ob das wohl ein Verwandter von Kari Bremnes ist, der norwegischen Sängerin?
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17:00 – 20:00 Uhr | Liegezeit in Stokmarknes
Wenn man hier von Bord geht, steht man automatisch vor dem Hurtigruten-Museum. Während die meisten anderen Passagiere hier Schlange standen, haben wir erst einmal einen kleinen Spaziergang durch den Ort gemacht, bis die Sonne unterging. Dann hatten wir noch genug Zeit uns die alte MS Finnmarken von 1956 anzuschauen. Mein Mitreisender war wirklich sehr beeindruckt, denn auf der gleichalten MS Nordstjernen bin ich vor vielen vielen Jahren in Spitzbergen unterwegs gewesen. Eine richtige Vorstellung von der Stimmung dieser Reise hat er erst jetzt bekommen.
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09.10.25 | Tromsø
10:00 – 18:00 Uhr | Liegezeit
Ein ganzer Tag in Tromsø! Wir haben die Gelegenheit genutzt und uns am Vormittag einer geführten Fahrradtour angeschlossen. Mit dem E-Bike ging es sehr bequem und schnell raus aus der Stadt. Die Landschaft ist einfach nur schön und Tromsø hat ein weitläufiges Naherholungsgebiet. Strandbuchten am Meer, Binnenseen, die im Winter auch zum Schlittschuhlaufen und Nordlichtgucken locken, und Wälder, in denen alte Speicherhäuser stehen. Oberhalb der Stadt haben wir die Skisprungschanzen und den Botanischen Garten besucht, dann ging es zurück zu ein paar ausgewählten Punkten im Zentrum, wo die Tour schließlich endete.
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Und es blieb noch viel Zeit um die lebendige Unistadt Tromsø auf eigene Faust zu erkunden. Von hieraus sind schon viele Entdecker in See gestochen, entsprechend ist das Polarmuseum ein sehenswerter Ort, um die Originalausrüstung von Roald Amundsen & Co. zu bestaunen. Und da mein Mitreisender noch nie hier gewesen ist, habe ich ihn über die Brücke zur Eismeerkathedrale geschleppt, denn auch der Blick von hier aus ist so wunderschön.
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10.10.25 | Honningsvåg
08:00 – 20:00 Uhr | Liegezeit in Honningsvåg
71° 10′ N, 25° 47′ O – Das Nordkap ist das geografische Ziel unserer Reise, schon immer hat es Reisende hierher gezogen. Und so startete quasi das gesamte Schiff mit Bussen Richtung Nordkap. Die Sonne schien, aber der Wind war eisig. Schon die Fahrt dorthin, die baumlose Landschaft durch die sich die knapp 40 Kilometer lange Straße schlängelt, beeindruckt mich immer wieder. Besonders familiär fand ich, dass wir dort oben auch Servicekräfte trafen, die uns an Bord immer so toll bedienten, die ihre Pause nutzten, um das Nordkap zu besuchen.
Nach unserer Rückkehr am Schiff später, haben wir uns an Bord kurz am Mittagsbuffet gestärkt, dann stand schon die nächste Aktivität auf dem Programm: Wir hatten uns zu einer 3,5 stündigen Wanderung angemeldet. Und diese war wirklich einer der Highlights der Reise. Es ging zunächst über der Nordkappstrappa (die Nordkaptreppe) den Berg hinauf. Die Stufen wurden von neapesichen Sherpa in den Berg gebaut. Am Ende wanderten wir dann auf einem kaum gekennzeichneten Weg weiter den Berg hinauf bis zu einer Schutzhütte. Der Blick auf den Ort, in dem inzwischen zwei Hurtigrutenschiffen lagen, war einfach prächtig. In der Ferne senkte sich so langsam die Sonne. Also mussten wir rasch noch auf den Gipfel für ein Gruppenfoto um dann in aller Ruhe den Berg wieder hinunter zu kommen.
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11.10.26 | Alta
08:00 – 15:00 Uhr | Liegezeit
Alta war der einzige Ort, bei dem wir etwas außerhalb lagen. Der Fußweg wurde mit ca. 35 Minuten benannt, es gab aber einen kostenlosen Shuttlebus ins Zentrum. Alles war also bestens organisiert.
Auch hier wurde wieder eine Wanderung angeboten, der wir uns sehr gerne anschlossen. Obwohl wir noch immer nördlich des Polarkreises waren, war die Landschaft hier schon wieder ganz anders als bei unserer letzten Wanderung. Es ging durch ein hübsches Wäldchen und dann wieder auf einen kargen Berggipfel. Ich liebe einfach diese klare „arktische“ Luft und den weiten Blick über die Landschaft. Von hier oben konnten wir bereits die moderne Nordlichtkathedrale sichten, die Ziel für unseren anschließenden Spaziergang auf eigene Faust wurde. Die Architektur und die moderne Innenausstattung sind wirklich beeindruckend.
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12.10.25 | Narvik
13:00 – 18:00 Uhr | Liegezeit
Die Stadt wirbt touristisch mit ihrer Kriegsgeschichte und das ist eigentlich wirklich schade. Die Stadt ist recht spannend, hat schöne Ecken zum Fotografieren, einen starken Kontrast durch die großen Anlagen zur Verschiffung von Erz, denn hier ist der Endbahnhof der Erzbahn, die aus Kiruna kommt, und der großartigen Natur. Entfernte schneebedeckte Berge sind von überall zu sehen. Die kleinen Einfamilienhäuser, die es oberhalb und unterhalb der Hauptstraße zu entdecken gibt, sind klassische Holzhäuser mit teils schmucken teils etwas verwahrlosten Gärten. Und wie eigentlich überall in Norwegen gibt es gar nicht weit vom Zentrum entfernt ein weitläufiges Naherholungsgebiet, in dem man zu mehrstündigen Wanderungen aufbrechen kann. Für 2029 rüstet Narvik sich für die Ski-WM – man muss gespannt sein, wo die internationalen Gäste (Sportler und Publikum) übernachten sollen und wo genau die Wettkämpfe ausgetragen werden.
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13.10.25 | Ein Tag auf See
Während ich mich im Vorfeld dieser Reise gefragt hatte, was man denn an einem Seetag machen sollte, muss ich rückblickend sagen, dass ich gar nicht weiß, wo die Zeit an diesen Tagen geblieben ist. Es gibt draussen ja immer etwas zu sehen, es gibt Vorträge, man ist erst hier und dann dort im Gespräch mit den Mitreisenden. Alles, was wir uns vorgenommen hatten (Sauna, Fitnessraum, Lesen), haben wir so gut wie gar nicht geschaftt. Ich bin total froh, dass ich mein großes Strickprojekt gar nicht erst mitgenommen habe.
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14.10.25 | Åndalsnes
09:00 – 17:00 Uhr | Liegezeit
Oh wie schön ist Åndalsnes! Kenner waren bei dieser Aussage etwas überrascht, denn der Ort ansich gibt vielleicht gar nicht so viel her, außer eine Menge an Outdoorgeschäften. Denn Åndalsnes ist eines der angesagten Wander-Hotspots des Landes. Und genau dies hat uns auch hier so beeindruckt.
Zunächst sind wir mit der Gondel auf den Hausberg gefahren. Dort gibt es nicht nur das Restaurant/Café Eggen, in dem man einkehren kann, sondern auch einige Wege um sich die Beine zu vertreten oder auch etwas höher zu wandern. Ganz toll und auf jeden Fall eine Wiederholung wert und das passende Hotel haben wir für einen längeren Besuch auf unserem Spaziergang auch gleich gefunden. Nachdem wir in den letzten Tagen Nordnorwegen und die Küste erlebt haben, hatten wir hier einen fantastischen Fernblick in die Fjordlandschaft des Landes. Hohe Berge säumen die immer schmaler werdenden Wasserläufe.
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15.10.25 | Bergen
10:00 – 16:00 Uhr | Liegezeit
Wenn man auf der klassischen Postschifflinie fährt, endet die Seereise mit der Einfahrt nach Bergen. Auf dieser Hurtigruten Singature-Reise aber kann man hier in aller Ruhe die ehemalige Hansestadt kennenlernen.
Aber um ehrlich zu sein: Wir sind schon in Bergen von Bord gegangen um im Anschluss an diese fantastische Reise ans Nordkap noch ein paar Familienbesuche zu machen. Wir haben einen Tag in Bergen verbracht, sind dann mit der Bergenbahn nach Oslo weitergereist, haben dort einen Geburtstag gefeiert und sind anschließend nach Hause geflogen.
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16.10.25 | Auf der Nordsee
Wir haben gehört, dass die Rückfahrt über die Nordsee total entspannt und erholsam war! Das Schiff bietet so viele Annehmlichkeiten, dass man es sich wirklich gemütlich machen kann. Es gab noch einige Veranstaltungen vom Expeditionsteam. Einige Mitglieder des Expeditionsteams hatte ich übrigens schon auf Spitzbergen und in Grönland getroffen und auch hier, in den heimatlichen Gefilden der Hurtigruten, haben sie aus dem Vollen ihres Wissens geschöpft und damit die wenigen Seetage und die vielen Abende mit ihrer Leidenschaft für Land und Leute gefüllt.
17.10.25 | Rückkehr nach Hamburg
Fazit
Was hat also mein Selbsttest ergeben?
- Obwohl diese Reise dem Prinzip einer Kreuzfahrt entspricht, kommt dieses Gefühl an Bord eigentlich nicht auf. Zu sehr ist die Mannschaft vom Hurtigruten-Spirit beseelt und das Konzept der Expeditons-Seereisen hallt in den Gängen nach.
- Ich war sehr froh über unsere Innenkabine (Nr. 391), denn sie liegt ruhig im Schiffsinneren. Von dem Seegang bekommt man hier wenig mit und es schlagen keine Wellen an die Kabinenwand. Ich würde also jederzeit wieder eine Innenkabine buchen, denn hier schläft es sich sicher und ruhig und man kann dabei eine Menge Geld sparen. An dem stürmischen ersten Seetag haben wir hier viel Zeit verbracht, konnten über den TV die Brückenkamera einschalten oder auch die Vorträge per Livestream mitverfolgen. Das ist wirklich ein sehr gutes Konzept.
- Meine Begleitung lernt seit einigen Jahren Norwegisch. Er wäre vielleicht auf einem klassischen Postschiff besser aufgehoben gewesen um die Sprache aktiv zu trainieren, denn dort gibt es Borddurchsagen auch in der Landessprache und auch Einheimsiche fahren gerne mal ein Stück mit.
- Das All-Inklusive-Angebot ist wirklich optimal. Neben der leckeren Vollpension, die einfach nur Spaß macht, werden gute Getränke gereicht. Und auch abends in der Bar gibt es eine große Auswahl. So sind die Basiskosten von Anfang an klar.
Immer wieder gerne! Dorothee Blöß
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