Eine Wanderung an eine Gletscherzunge gehört zu einem Norwegen-Urlaub eigentlich unbedingt dazu. Und weil die Gletscher auch dort leider immer weiter zurückgehen, kann man sich dafür auch nicht noch das eine oder andere Jahrzehnt Zeit lassen.

Die perfekte Gegend dafür ist der Nationalpark Jostedalsbreen. „Bre“ ist das norwegische Wort für Gletscher, daher dürfte das wenig verwundern. Im Norden des Parks liegt der kleine Ort Loen, direkt am Innvikfjord. Hier gibt es gleich drei mögliche Wanderwege an die Gletscherzungen.

Am bekanntesten ist der Briksdalsbreen. Hier kann es recht voll werden, da auch die Kreuzfahrtschiffe, die in Loen festmachen, Ihre Passagiere dorthin auf den Landausflug schicken. Auf der anderen Seite des Gletschersees Lovatnet findet man aber noch zwei weniger bekannte Stellen: Den Kjenndalsbreen und den fast unbekannten Bødalsbreen.

Start am Lovatnet

Lovatnet

Um letzteren zu erreichen sollte man sich aber am Steuer eines PKW nicht unwohl fühlen. Die Straße um den See ist zwar in einwandfreiem Zustand, aber sehr schmal, so dass man in eine der (vielen) Haltebuchten ausweichen muss, wenn Gegenverkehr kommt. Im schlimmsten Fall geht es auch mal 50-100 Meter zurück, wenn einem ein Bus direkt hinter einer Kurve entgegen kommt.

Es kann auch vorkommen, dass Schafe in den Haltebuchten stehen oder dort schlafen, aber die wolligen Gesellen lassen sich gut überreden, doch kurz Platz zu machen.

Wenn man schon ein gutes Stück um den See gefahren ist, kommt links eine Abzweigung auf eine kleine Straße in ein weiteres (Hoch-)Tal. Wer zum Bødalsbreen will, muss dort entlang. Man kann auch hier unten direkt parken und die Straße zu Fuß hoch gehen, damit wird die Wanderung dann aber deutlich länger. Die Straße selbst ist mautpflichtig, die 50 NOK (August 2018), wirft man einfach in einen kleinen Holzkasten. Jetzt wird es ein wenig abenteuerlich, denn diese Straße ist noch schmaler, mit nur wenigen Haltebuchten und spannenden kleinen Betonbrücken über Gebirgsbäche. Oben angekommen, fährt man direkt auf einen kleinen Kies-Parkplatz, mehr als 2-3 andere Autos findet man hier nur selten.

Ein paar hundert Meter hinter dem Parkplatz findet man sogar noch einmal Toiletten in einer Wandererhütte.

Zu Fuß im einsamen Tal

Gletscherzunge Bødalsbreen

Der Weg an die Gletscherzunge selbst ist im Vergleich mit der Anfahrt aber recht gut begehbar. Es gibt zwar stellenweise größere Steine, aber dafür keine nennenswerten Höhenunterschiede. Nach etwas mehr als einer Stunde kann man das Eis bereits gut sehen. Absperrungen gibt es keine, man sollte aber immer einen gesunden Abstand zum Gletscher selbst halten. Plötzlich abbrechende Stücke können lebensgefährlich sein. Wer also auf dem Eis selbst entlangwandern will, nimmt sich am besten einen ortskundigen Guide.

Auf demselben Weg marschiert man dann auch wieder zurück zum Parkplatz, fährt hinunter zum See (Achtung: Auch hier gibt es viele Schafe) und zurück nach Loen. Wenn man Glück hat und die Sonne scheint, leuchtet der See in einem irren Türkis. Am Ufer gibt es auch einen Bootsverleih. Weil die Wanderung zum Bødalsbreen nicht so viel Zeit in Anspruch nimmt, kann man damit den Tag noch wunderbar abrunden und ein bisschen über den Lovatnet paddeln oder rudern.

Dauer der Wanderung: ca. 2-3 Stunden (Oberer Parkplatz – Gletscherzunge – Oberer Parkplatz)

Mautkosten: NOK 50 (August 2018) / Alternativ unten am See parken und zu Fuß hochwandern

Loen liegt im Fylke (Provinz) Sogn og Fjordane. Von Bergen aus sind es mit dem Auto etwa fünf Stunden Fahrt, von Ålesund drei.